Geschichten aus dem Altbirkle – Teil 4

Jürg Zutt (Schüler am Birklehof von 1941 – 1947)
Erinnerung anlässlich der Publikation „50 Jahre Birklehof 1932-1982“

„Die Erwachsenen der dritten Art – das war der Altbirkle. Mochte man noch so hoch im Haupthaus wohnen: Wenn man sich dorthin aufmachte (unsere fünfköpfige Klasse hatte Latein und Griechisch bei Picht in seinem Arbeitszimmer oder in der Bauernstube), ging man hinan. Selbst dem Hausmädchen Liesele in seiner weißen Schürze war jener Tonfall verliehen, der die Bewohner des Altbirkle von uns Sterblichen unterschied. Hinter den Holzwänden waren die vormittäglichen Fingerübungen von Frau Picht zu hören, unwirklich, und bei weitem flüssiger als unsere Thukydides-Übersetzungen. Mamima Picht wehte in wallenden Gewändern während der Griechisch-Stunden durch die Bauernstube und wusste, von Sohn Georg spaßeshalber befragt, aus dem Stegreif die unregelmäßigen Formen unregelmäßiger griechischer Verben, bei denen wir alle versagt hatten. Einige Schüler gab es, die gingen dort ein und aus; wenn sie dann wieder unter uns waren, hatten sie – so schien es – noch Sternenstaub im Haar.“